Robert Pfaller

Man möchte meinen, dass Menschen kein dringenderes Bedürfnis haben als das nach jenen Momenten, in denen sich erleben lässt, dass sich das Leben lohnt. Aber viele Erfahrungen zeigen, dass dies nicht immer der Fall ist. Es gibt dabei nämlich eine entscheidende Schwierigkeit. Alles, wofür es sich zu leben lohnt, ist rund um eine zwiespältige Eigenschaft gebaut. Alkohol macht Kopfweh, Ausgehen kostet Schlaf, Sport erfordert Anstrengung und Zeit etc. Gut zu leben bedeutet darum, sich in der Fähigkeit zu üben, das Ungute, das jeglicher Lust anhaftet, in etwas Großartiges, Sublimes zu verwandeln. Wenn das gelingt, dann sind zum Beispiel feiernde Nachbarn nicht immer ein Anlass zu Verdruss, sondern vielleicht manchmal eine Gelegenheit zur Geselligkeit und zur Überwindung von Einsamkeit. Und selbst Alterserscheinungen wie zunehmendes Vergessen sind dann nicht immer erschreckend oder ein Ärgernis. Sie können auch als Hilfe zur Seelenruhe erlebt werden, oder sogar als Anlass für freudige Überraschung.